Wilhelm Bleddin
schreibt, l i e s t und verlegt
seine Bücher für Kinder und Erwachsene
       

Kinderbücher vom Autor Wilhelm Bleddin

Die Augen der Frau Holle, 1995, 117 Seiten
 

Eine Erzählung für und über Kinder und für Erwachsene


Lotti und Max mit Frau Schlegel
(Goldmarie und Pechmarie in heutiger Zeit)
mit Zeichnungen von Rudolf Corzilius

In der Kleinstadt Bergluren begegnen sich Lotti,
Max und eine alte Frau.

Märchenhaftes mischt sich auf dramatische Weise
mit Zeitgeschichte.

Leseprobe: 5. Kapitel aus
"Die Augen der Frau Holle"

Das Leben in der Schule verlief aufregend. In den Fluren reihte sich eine Tür an die andere,
und auf dem Pausenhof gab es viele fremde Kinder. Dann das Hin und Her mit den Ranzen: Auspacken, einpacken, einpacken - auspacken. In jeder Stunde wurden andere Sachen gebraucht: Blätter, Hefte, farbige Stifte. Man mußte aufmerksam sein, ständig gab es etwas zu tun.
Frau Armbruster-Bollwege war eine erfahrene, mütterliche Lehrerin. Sie half, wo sie konnte.
Ihr Unterricht verlief streng und organisiert. Sie war ehrgeizig, liebte aber auch Späße.
Mit bunter Kreide schrieb sie ihren langen Namen an die Tafel, las ihn vor und meinte:
"Wenn ihr die Buchstaben alle kennt, haben wir viel erreicht."

Lotti schloß ihre Lehrerin gleich ins Herz. Was sie sagte, das galt. Ihre Mutter bekam das bald zu spüren. Denn es hieß zu Hause nur noch: "Nein, Mama - das ist falsch! Frau
Armbruster-Bollwege hat nämlich gesagt, ... Max dagegen erwarteten schwere Zeiten.
Er fiel nicht nur auf, weil er größer und kräftiger war und hellblondes Haar hatte, sondern ihm passierten ständig dumme Dinge. Der Hausmeister der Schule hieß Hugo Lehmboden.
Er war die Seele der Schülerschaft. In den Pausen verkaufte er Getränke und Gebäck.
Alle durften ihn Onkel Hugo nennen. Nur Max mußte: Es Herr Lehmboden' sagen.
Und das kam so: In der dritten Woche hatte Max seine Kakaotüte fallen lassen, als ein
Mitschüler ihn anstieß. Wütend verfolgte er diesen, stellte ihn und warf ihm die tropfende
Tüte an den Kopf, daß diese zerplatzte. Er mußte zum Arzt gebracht werden.
Wenige Tage später raste Rufus, Onkel Hugos Rauhhaardackel, ein echter Kinderhund,
wie besessen über den Pausenhof. ... Er war in Panik. ...